Nach der Veröffentlichung dieses Textes auf dieser Website, habe ich diesen ebenfalls als Artikel auf LinkedIn veröffentlicht.
Vom Projektmanager zum Projektleiter – BANI Herausforderungen erfordern diesen Schritt
Die Welt hat sich verändert, und das klassische Projektmanagement stößt immer häufiger an seine Grenzen. In der BANI-Welt sind Projekte nicht nur von Unsicherheiten und Volatilität geprägt.
Was bedeutet das konkret?
Gucken wir einmal entlang der BANI-Aspekte.
Brüchigkeit (Brittle)
- Stakeholder, deren Unterstützung für das Projekt gesichert schien, haben plötzlich andere Prioritäten
- Wichtige Teile, Maschinen oder Hardware können nicht zuverlässig geliefert werden
- Technologien versagen, auch weil viele ständig weiterentwickelt werden (häufig während sie im Einsatz sind)
- So werden selbst die besten Pläne plötzlich obsolet
Ängstlichkeit (Anxious)
- Projektteams zögern Entscheidungen heraus aus Angst, Fehler zu machen da nicht alle Entscheidungsparameter bekannt sind und sich diese ständig ändern
- Den Entscheidern geht es genauso
Nicht-Linearität (Non-linear)
- Kleine Änderungen können riesige Auswirkungen haben, ohne das dies im Vorhinein klar sein müsste
- Große Anstrengungen laufen häufig ins Leere oder erweisen sich als wenig effektiv
Unbegreiflichkeit (Incomprehensible)
- Die Komplexität von Projekten überfordert
- Die Informationsflut erschwert es sowohl Klarheit und Prioritäten für Entscheidungen zu erlangen
Zugegeben, dass ist ein schwarzmalerisches Bild. Zum Glück treffen in aller Regel nicht alle diese Herausforderungen ständig und überall Dein Projekt. Aber manchmal fühlt es sich genau so an, oder?
Also, was kannst Du tun um in solchen Situation die Kontrolle über dein Projekt nicht zu verlieren?
10 konkrete Ideen, welche die Erfolgsaussichten Deines Projekt steigern
Mit den RAAT-Prinzipien kannst du dein Projektmanagement fit für die BANI-Welt machen.
Resilienz
1. Plane mit Puffern und alternativen Ressourcen
Das ist eigentlich nichts Neues, scheiterte in der Vergangenheit aber allzu oft an Zeit- und Kostendruck. Aber was nützt es Dir mit unrealistischen Zeitplänen das Projektteam zu stressen und das Projekt auch nach außen als unerfolgreich dastehen zu lassen?
2. Fördere die Team-Resilienz
Als Projektleiter bist Du Führungskraft. Nimm Dir Zeit für die Projekt-Beteiligten und schaffe Zeiten und Räumen für ehrlichen Austausch. Wenn das Team und Du Euch vertraut, dann hilft Euch dies große Herausforderungen zu meistern.
3. Steige niemals ins Blame-Game ein
Etabliere einen konstruktiven Umgang mit Fehlern in deinem Projektteam und mit den Stakeholdern Deines Projektes.
Aufmerksamkeit (systemische)
4. Beziehe Stakeholder aktiv ein
Das gilt sowohl für die Entscheider und Sponsoren als auch für die Beteiligten und Betroffenen deines Projektes. Ja, es gibt Betroffene in jedem Projekt. Projekte sollen etwas verändern und Veränderung tut immer weh. Das ist menschlich.
5. Versuche regelmäßig Perspektivwechsel (das ist schwer!)
Wenn Du Dich in die Schuhe deines Gegenübers versetzt, kannst Du Gedanken, Ideen, Sorgen und Einwände besser zu verstehen. Frage nach den Hintergründen.
6. Nimm Emotionen ernst
Emotionen sind immer real, auch wenn wir nicht immer verstehen, was sie konkret auslöst.
7. Fördere systemische Aufmerksamkeit
Teile Deine Beobachtungen und stelle Fragen zu den Beobachtungen der Stakeholdern und Teammitglieder. So musst Du nicht alles allein bewältigen und multiplizierst Deine Aufmerksamkeit.
Adaption
8. Nutze agile Methoden
Scrum, Kanban, SAFe und andere Agile Frameworks, helfen die Arbeit im Projekt flexibel zu getalten und zumindest mit Volatilität umzugehen, ohne die mittel und langfristigen Prioritäten aus den Augen zu verlieren.
9. Implementiere regelmäßige Feedback-Schleifen
Sowohl mit dem Projektteam als auch mit den Stakeholdern (insbesondere mit den Entscheidern) erhältst Du so schnell Rückmeldungen, um Anpassungen vorzunehmen.
Transparenz
10. Kommuniziere ehrlich über Herausforderungen und Fortschritte
Auf diese Weise steigerst Du einerseits Deine Glaubwürdigkeit und auch die deines Projekts. Andererseits ermöglichst Du es anderen Menschen mitzudenken und nach Lösungen für die Herausforderungen zu suchen.
Projektleiter statt Projektmanager
Jetzt wirst Du, als Projektmanager, sagen:
Tolle Tipps, wie soll ich denn so viel Kommunikations- und Kultur-Arbeit leisten?
Ich verstehe Dich und habe das auch schon selbst durchlebt. Vor lauter Fortschritts -und Kosten-Controlling, Ressourcen verfügbar machen, Berichten an Stakeholder und Meetings bleibt keine Zeit übrig.
So schnell lasse ich Dich da aber nicht raus: Es ist Deine Wahl. Es sind Deine Prioritäten. Es ist an Dir, wie Du deine Rolle interpretierst.
Bist Du Projektmanager, dann mache weiter mit dem Kontrollieren.
Willst Du Projektleiter sein, dann hol‘ Dir die Legitimation von Deinen Projektverantwortlichen und Projektsponsoren.
Nach so vielen Jahren mit schwierigen oder gescheiterten Projekten stehen die Chancen gut, dass sie die Prioritätenverschiebung in deiner Rolle unterstützen.
Wie bereit ist dein Projektmanagement für die Herausforderungen der BANI-Welt? Welche RAAT-Prinzipien setzt du bereits um, und wo siehst du noch Potenzial?
Bist Du noch Projektmanager oder schon Projektleiter?
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