Nach der Veröffentlichung des Textes auf dieser Website, habe ich diesen ebenfalls als Artikel auf LinkedIn veröffentlicht.
Führen in der BANI-Welt? Mit RAAT gibst du deinem Team Orientierung und Sicherheit!
In der BANI-Welt sind Führungskompetenzen gefragter denn je. Um den Herausforderungen zu begegnen, braucht es ggf. eine Fokus-Veränderung. Was meinst Du?
Die Herausforderungen sind geprägt von:
- Brüchigkeit (Brittle): Systeme und Strukturen, die scheinbar stabil sind, können plötzlich zusammenbrechen. Wir haben die vergangenen Jahrzehnte unsere Organisationen und auch die Schnittstellen zu Partnern so sehr auf Effizienz getrimmt, dass es eine verstärkte Anfälligkeit für Störungen gibt.
- Ängstlichkeit (Anxious): Dein Team ist verunsichert und braucht Orientierung. Die Ängstlichkeit rührt dabei nicht nur aus dem beruflichen Umfeld. Vielmehr summieren sich Unsicherheiten und disruptive Veränderungen aus Privatleben, Gesellschaft und dem beruflichen Kontext auf und führen so zu einer verstärkten Ängstlichkeit.
- Nicht-Linearität (Non-linear): Entscheidungen haben oft unvorhersehbare Konsequenzen. Kleine Änderungen haben häufig große und ungeplante Auswirkungen. Umgekehrt führen große Anstrengungen immer wieder ins Leere. Ursache und Wirkung scheinen unzusammenhängend zu sein.
- Unbegreiflichkeit (Incomprehensible): Die Komplexität der Welt überfordert viele, insbesondere die Menschen in Führung und Verantwortung. Perfektion ist schon lange eine Illusion gewesen. Fehlerfreies Führen ist schlicht nicht möglich. Neben der Komplexität und der Geschwindigkeit neuer Entwicklungen überfordert uns auch die Informationsflut.
Der RAAT-Kompass – 10 konkrete Ideen für Deine Führungsarbeit
Doch du kannst einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dein Team sicher durch diese Herausforderungen zu führen.
Lass uns die RAAT-Prinzipien (Resilienz, systemische Aufmerksamkeit, Anpassungsfähigkeit und Transparenz) reflektieren und gucken, wie Du diese in deine Führungsarbeit integrieren kannst.
Resilienz
- Sei ein Vorbild, indem du selbst mit Rückschlägen konstruktiv umgehst. Halte auch bei Rückschlägen an den mittel- und langfristigen Zielen fest. Werde nicht zum Fähnchen im Wind. So kannst Du auch bei Rückschlägen eine grundlegende Orientierung geben.
- Vertrete klare Werte als Basis für die Zusammenarbeit. Falls ihr noch keine habt, erarbeitet diese gemeinsam ggf. abgeleitet von den Unternehmenswerten. Somit ist, egal „was“ passiert, das „Wie“ Eurer Zusammenarbeit stabil. Zum „Warum“ trägt der vorherige Punkt bereits bei.
- Stärke dein Team, indem du eine Kultur des Vertrauens und der Unterstützung schaffst. Du hast einen Fehler gemacht oder eine Situation falsch eingeschätzt? Das kann passieren, gehe offen damit um und unterstütze bei der notwendigen Behebung der Folgen. Überlege im Team, wie ihr gemeinsam vermeiden könnt einen solchen Fehler nochmal zu machen. Gehe genauso konstruktiv auch mit Fehlern deiner Mitarbeitenden um. So generierst Du Vertrauen und Zusammenhalt.
Aufmerksamkeit (systemische)
- Höre aktiv zu und erkenne die Bedürfnisse und Ängste deiner Mitarbeitenden an. Du kannst zusätzlich versuchen Lösungen für diese Aspekte zu finden. Aber häufig reicht es schon, wenn die Mitarbeitenden wissen, dass sie gehört und verstanden wurden.
- Fördere systemische Aufmerksamkeit in deinem Team, um Stress und Überforderung zu reduzieren. Das bedeutet für mich, konstruktiv auf Hinweise von Stress und Überforderung zu reagieren, indem ihr gemeinsam überlegt, wie Ihr euch gegenseitig unterstützen könnt und die Arbeitsbelastung anders verteilen könnt. Um das tun zu können ist der wichtigste Schritt, dass ihr über diese negativen Gefühle sprecht. Vielleicht musst Du hier der Eisbrecher sein, und Deine eigene Überforderung in gewissen Situationen selbst offenbaren?
Anpassungs- und Veränderungsfähigkeit
- Fördere eine Lernkultur, um Chancen zur Weiterentwicklung nutzen zu können. Reflektiert gemeinsam Probleme oder Fehler und entwickelt daraus Verbesserungsideen.
- Sei offen für neue Ideen und Ansätze, auch wenn sie unkonventionell erscheinen. Prüfe, ob sie die mittel- und langfristige Zielerreichung unterstützen, und probiere sie aus. Wenn es nicht funktioniert, entwickle sie weiter oder verwerfe die Ideen. Je nach Organisation musst Du Augenmaß halten, um nicht zusätzliche Unruhe auszulösen. Erfahrungsgemäß hilft es dabei wie oben schon beschrieben, die Leitlinien und Grundsätze stabil zu halten. Nutze die Kreativität Deiner Mitarbeitenden. Du musst schließlich nicht alles allein vorgeben. Lass diejenigen, welche die Arbeit machen, Neuerungen zumindest mit entwickeln. So entlastest Du Dich und förderst die Motivation des Teams.
- Bleib im Austausch mit Schnittstellenbereichen, um von Auswirkungen von Veränderungen in diesen nicht überrascht zu werden. Es wäre wünschenswert, wenn andere Bereiche dich in Veränderungen proaktiv einbinden. Und viele Unternehmen werden darin besser. Sie nutzen zum Beispiel umfassende Change Impact Analysen, um sicherzustellen, die richtigen Beteiligten und Betroffenen in Veränderungsinitiativen einzubinden. Aber, die Nicht-Linearität und Brüchigkeit führt häufiger zu kurzfristigen und ungeplanten Änderungen. In diesen Fällen zahlt sich dein persönlicher Kontakt zu den relevanten Kolleg:Innen aus. Informiere diese so, wie Du es von Ihnen erwarten würdest. Pflege also dein Netzwerk!
Transparenz
- Kommuniziere klar und ehrlich Ziele, Herausforderungen und Entscheidungen. Du erwartest Loyalität und Einsatzbereitschaft vorn Deinen Mitarbeitenden? Dann behandle sie auch entsprechend. Ich empfehle Dir transparente Kommunikation und Aufrichtigkeit statt Halbwahrheiten. Letztlich werden deine Mitarbeitenden es sowieso merken, wenn Du nicht ehrlich bist. Insofern funktioniert das noch nicht einmal, wenn Du sie vor unangenehmen Informationen schützen willst. Deine Mitarbeitenden sind erwachsene Menschen. Du kannst mit Ihnen auf Augenhöhe umgehen.
- Teile nicht nur Erfolge, sondern auch die schwierigen Aspekte deiner Arbeit. Du bist auch nur ein Mensch? Tatsächlich?! Zeige Dich ruhig mal als solcher. Gestehe Fehler ein, äußere Deine Unsicherheiten und erläutere Beweggründe für bestimmte Entscheidungen. Gehe fair mit Dir selbst und deinen Mitarbeitenden um. Gepaart mit der oben genannten Transparenz kannst Du so eine Vertrauensbasis schaffen, die Stabilität in Euren Arbeitsalltag bringt.
Puh… ganz schön viel zu tun. Als Führungskraft kannst Du Dich schnell aufreiben. Nimm Dir nicht zu viel auf einmal vor. Überlege, was zur Realität in Deiner Organisation passt. Wenn Du gegen die Strukturen und Kultur der Organisation anarbeiten musst, wirst Du nicht viel erreichen.
Dein Team kannst Du trotzdem entwickeln und positiv beeinflussen! Für andere Themen gilt es, Mitstreiter:Innen und Fürsprecher:Innen zu finden, um die Rahmenbedingungen gemeinsam zu verändern.
Wie agierst Du als Führungskraft? Hast Du einige der RAAT-Prinzipien bereits in Deine Führung integriert? Welche sprechen Dich an, so dass Du diese ausprobieren möchtest?
Weitere "Nuggets für Dich Persönlich" findest Du hier.